Intelligenz: Wie erhöhe ich meine geistige Flexibilität?

Kategorie: Lernen

Die geistige Flexibilität bestimmt mit über unsere Intelligenz und erfolgreiches Lernen. Sie ist unter anderem Voraussetzung für das Lösen von Transferaufgaben. Die Feynman-Methode ist eine höchst erfolgreiche Lernstrategie, mit der Transferaufgaben deutlich leichter bewältigt werden können.

Lesen Sie hier, wie Sie Ihre geistige Flexibilität ausdehnen können. Dieser Artikel ist Teil 2 einer Serie zur Verbesserung der eigenen Intelligenz.

  • Teil 1 zum Thema Intelligenz und Arbeitsgedächtnis erzählt Ihnen, was Sie tun können, um Ihre Gedächtnisleistung zu steigern.
  • Im 3. Teil lesen Sie den wichtigsten Faktor für Lernerfolg, und zwar den Glauben an sich selbst.


Verbesserung der eigenen Intelligenz

Kann man die eigene Intelligenz beeinflussen? Wie schafft man es, den eigenen Lernerfolg zu steigern? Dass es nicht DIE Intelligenz gibt, können Sie hier nachlesen (klick).

Intelligenz ist bei weitem nicht so festgelegt, wie wir manchmal glauben. Sie ist vielmehr ein Sammelsurium von Fähigkeiten, von denen wir manche tatsächlich trainieren können. Der Einfluss auf erfolgreiches Lernen ist damit höher als oft gedacht.

Drei Bereiche, bei denen wir Intelligenz und Lernen beeinflussen können

Drei wichtige Bereiche, die sich auf unsere Problemlösungsfähigkeit auswirken, können wir tatsächlich beeinflussen! Ich zeige Ihnen, wie das geht und was Sie tun können, um Ihren Lernerfolg ganz massiv zu steigern.

  • Ein gutes Arbeitsgedächtnis sorgt dafür, dass Sie sich mehrere Dinge oder Faktoren auf einmal merken können. Dadurch steigt Ihr Spielraum beim Lernen.
  • Eine hohe Flexibilität beim Denken bringt Sie auf neue Aspekte und verknüpft vorher Getrenntes zu neuen Erkenntnissen. Das ist beim Lernen wichtig für Transferleistungen.
  • Was denken Sie über Ihre eigene Leistungsfähigkeit? Ihre eigene Selbsteinschätzung ist ein ganz wesentlicher Faktor für Lernerfolg.


Geistige Flexibilität fördert Intelligenz und Lernen

Kennen Sie Leute, die strengen Gewohnheiten folgen? Jeden Morgen derselbe Ablauf, jeder Tag ein ähnlicher Tag und jeden Abend dasselbe Programm. Es gibt gute Gründe für diese Gewohnheitstreue: Wir brauchen dann nicht so viele Entscheidungen treffen und wir können Energie sparen, indem wir per Autopilot durchs Leben getragen werden.

Wenn es um die Herausforderung von kognitiven Fähigkeiten geht und um Lernerfolg, dann behindert uns eine zu große geistige Trägheit. Beim Lernen zeigt sich das, wenn wir Schwierigkeiten mit Transferaufgaben haben. Wenn eine Aufgabe etwas anders gestellt wird, als sie gelernt wurde, kann das zu großer Unsicherheit führen.

Sie wollen Transferaufgaben besser lösen? Dann trainieren Sie Ihre geistige Beweglichkeit. Damit tun Sie etwas für Ihre Intelligenz und Ihren Lernerfolg.

3 Tipps: Steigern Sie Ihre geistige Flexibilität und damit Ihre Intelligenz und das Lernen

- Tipp Nr. 1 für geistige Flexibilität: Jeden Tag was Neues

Beginnen Sie sofort nach dem Aufwachen damit, etwas anders zu tun, als sie es sonst gewohnt sind. Steigen Sie mal mit dem anderen Bein aus dem Bett und auch mit dem anderen Bein in die Hose. Doch Vorsicht, nicht dass Sie umkippen. Putzen Sie mit der anderen Hand Ihre Zähne und zwar auf einem Bein. Gehen Sie mal auf der anderen Straßenseite, vor allem wenn es sich ungewohnt anfühlt. Wählen Sie einen anderen Weg, auch wenn er etwas länger sein mag.

Zu Beginn spüren Sie vielleicht etwas Widerwillen, so gegen Ihre Routinen zu verstoßen. Jedoch, das wird besser, versprochen!

- Tipp Nr. 2 für geistige Flexibilität: Die Feynman-Methode

Richard Feynman war ein Physiker, den ich sehr bewundere. Er hat 1965 den Nobelpreis erhalten und für sich selbst eine Methode entwickelt, wie er schwierige Themen leicht lernen konnte. Unter anderem hatte er ein Notizbuch, auf dem stand: "Notebook of things I don’t know about“. In diesem Notizbuch sammelte er alle Zweige der Physik und sah genau, wo seine Wissenslücken waren.

1. Notizbüchlein oder Wissensdatenbank für die Struktur

Verwenden Sie für Ihr Thema ein kleines Notizbüchlein oder elektronisch eine Wissensdatenbank (ich persönlich nutze MemoMaster und OneNote).

Ihr Thema schreiben Sie vorne auf das Notizbuch (bei MemoMaster verwende ich für jeden Themenkomplex eine eigene Datenbank) und dann schaffen Sie eine Struktur mit allen Wissensgebieten, die für Sie damit zusammenhängen. Ich mache diesen Schritt gerne mit einer MindMap. Hier ist im Kleinformat meine MindMap zu meiner Schnell-Lese-Technik Motion Reading®:

2. Vervollständigen Sie die Struktur mit einem Fachbuch

Sie überprüfen Ihre Struktur anhand eines Lehr- oder Fachbuches. Hier werden Sie schon erste Wissenslücken entdecken, herzlichen Glückwunsch! Nur wenn Sie die Lücken identifizieren, werden Sie sie schließen können.

Wenn die Struktur vollständig ist, können Sie nun beginnen, sich mit den verschiedenen Themenbereichen auseinanderzusetzen.


3. Erklären Sie es einem Kind

Nun geht es an die Detailarbeit. Sie nehmen sich einen Aspekt Ihres Themas vor und erklären ihn sich selbst so einfach, wie Sie ihn einem Kind erklären würden. Wenn Sie wirklich ein Kind haben: Perfekt! Bitten Sie es, Ihnen beim Lernen zu helfen :)

Beim Erklären dürfen Sie keine Fachbegriffe verwenden und auch sonst nicht zu komplex werden. Die Erklärung muss so einfach sein, dass sie ein Kind wirklich verstehen kann.


4. Schließen Sie alle Wissenslücken

Dabei werden Sie feststellen, dass das schwer ist. Sie werden nicht alles so erklären können, dass es einfach verständlich ist. Herzlichen Glückwunsch, Sie haben schon wieder Wissenslücken entdeckt! Schließen Sie alle Lücken und schlagen Sie alles nach, was Sie selbst nicht so gut verstanden haben.


5. Vereinfachen Sie es

Schreiben Sie sich die Vereinfachung für jedes Thema auf. Damit testen Sie sich, ob Sie das Thema wirklich durchdrungen haben. 

Diese Art zu lernen, trainiert Ihre geistige Flexibilität! Die Feynman-Methode ist für mich die ultimative Antwort auf die Frage: Wie gehe ich leichter mit Transferaufgaben um?

Übrigens wende ich genau dieses Prinzip die ganze Zeit in meinem Blog an und hoffe, dass es mir gelingt. Ich versuche, mich auch bei komplexen Themen so einfach und verständlich wie möglich auszudrücken. Das kostet mich oft viel Zeit. Ich wäre daher neugierig über Ihr Feedback: Wie empfinden Sie das? Sind meine Artikel leicht zu verstehen?

- Tipp Nr. 3 für geistige Flexibilität: Metaposition

Menschen, die sich mit Transferaufgaben schwer tun, sind oft gut im Auswendiglernen und Reproduzieren. Das kann meiner Erfahrung nach dazu führen, dass sie ärgerlich werden, wenn die Aufgaben etwas anders gestellt werden. Wer sich ärgert, pflegt keinen idealen Umgang mit Problemen. Probleme sind ja einfach nur Dinge, die uns vorgelegt werden. 

Wie kommt man da raus? Das Konzept der Metaposition ist oft eine Wunderwaffe gegen schlechte Laune. Je öfter Sie die Metaposition ganz grundsätzlich im Leben einnehmen, desto entspannter, geduldiger und fröhlicher werden Sie. Ganz nebenbei werden Sie es dann auch bei Transferaufgaben leichter haben.


Beispiel Metaposition

Ich gebe Ihnen ein Beispiel für eine Metaposition:

Es gibt die beiden unversöhnlichen Lager der Klimabewahrer und der Klimawandelleugner. Mir geht es im Folgenden nun nicht inhaltlich um die Klimadebatte, sondern um das Konzept der Metaposition!

Egal, ob sich jemand als Klimabewahrer oder als Klimawandelleugner versteht - in beiden Fällen lässt sich ein identischer Mechanismus beobachten: Alle fokussieren sich auf die Tatsachen und Fakten, die die eigene Sichtweise untermauern. Zahlen und Fakten, die zur eigenen Meinung passen, stärken die eigene Meinung. Die Wirkung der Filterblasen ist mittlerweile bestens bekannt. Doch was steckt dahinter?

Wir alle wollen kognitive Dissonanz vermeiden, denn die fühlt sich nicht gut an und kann unsere Identität erschüttern. Kognitive Dissonanz entsteht dann, wenn wir zum Beispiel Informationen hören, die nicht mit unseren Bedürfnissen übereinstimmen.


Wie können Sie dabei eine Metapositon einnehmen?

Wenn Sie dem einen Lager angehören und diskutieren mit einem Vertreter des anderen Lagers, dann entsteht schnell eine emotional aufgeheizte Stimmung. Das kennen Sie sicher aus diversen Debatten.

Ein Mediator würde in der Metaposition mitnichten nach den besseren Argumenten forschen. Vielmehr würde er versuchen, die dahinter liegenden Bedürfnisse zu ergründen.

Unter dem Strich könnten die zugrunde liegenden Bedürfnisse für Klimawandelleugner persönliche wirtschaftliche Interessen sein. Ein anderer Hintergrund könnte sein, dass sich jemand Sicherheit in einer unübersichtlichen Welt wünscht. Wieder ein anderer Hintergrund wäre ein Gefühl der Ohnmacht, das unterdrückt werden soll (ich kann ja eh nichts machen).


Streiten als herrliches Training für Metapositionen

In der Politik ist ein solcher Diskurs schwierig, das gebe ich zu. Im persönlichen Umfeld können Sie wunderbar Ihre Metaposition trainieren:

Und zwar jedes Mal, wenn Sie mit jemanden emotional hitzig diskutieren. Auch bei jedem Streit bietet es sich an, zumindest hinterher die eigenen Metapositionen zu hinterfragen.

Was könnten für Werte oder Bedürfnisse dahinter stecken, dass mich die Socken so aufregen, die am Boden herumliegen? Und welche Werte oder Bedürfnisse könnten dem Herumwerfen der Socken zugrunde liegen?

Diese Fragen sind weniger trivial, als sie scheinen und daher wünsche ich Ihnen viel Vergnügen beim Ergründen!

Auf diese Weise trainieren Sie Ihre geistige Flexibilität. Gleichzeitig werden Sie ein entspannteres und vergnügteres Leben führen und noch dazu werden Sie bei Aufgaben besser mit Transferaufgaben umgehen können.




Lesen Sie wohl!

Ihre 

Motion Reading ist eine systematisierte und moderne Schnell-Lese-Technik, mit der man wesentliche Informationen aus Texten ungewöhlich schnell erfassen und verarbeiten kann.

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