Was ist Neurodiversität? Einfach erklärt

Kategorie: Diversity

Neurodiversität einfach erklärt - obwohl sie enorm komplex ist. Neurodiversität beschreibt die enorme Vielfalt, mit der unsere Gehirne verdrahtet sind. Neurologische Variationen gehören zur menschlichen Vielfalt genauso wie unterschiedliche Augenfarben oder Körpergrößen.

Das bedeutet, dass die Art und Weise, wie Menschen denken, wahrnehmen und Informationen verarbeiten, sehr unterschiedlich sein kann. Lasst uns diese Unterschiede würdigen und respektieren, genau wie wir das mit der Biodiversität im Pflanzen- und Tierreich tun.

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Ziel des Artikels über Neurodiversität

Das Leben ist für die allermeisten Menschen im Spektrum enorm stressig. Fast alle erleben nicht nur Ausgrenzungen und Unverständnis von außen, sondern auch große innere Kämpfe. Sie sehen, dass andere Menschen Dinge tun und schaffen, die völlig unerreichbar scheinen. Viele kämpfen mit dem eigenen Selbstwertgefühl, mit Depressionen, Erschöpfung und einem lähmenden Stresslevel. Es gibt Menschen im Spektrum, die Betreuung und Unterstützung benötigen und keinen "normalen" Alltag leben können. Einschränkungen, Schwierigkeiten oder Behinderungen können das Lebensgefühl bestimmen. Darüber wird viel geschrieben und das können Sie auf anderen Seiten nachlesen.

Dieser Artikel will den Blick weiten. Neurodiverse Phänomene sind Teil des Menschseins. Sie sind ein Teil der Persönlichkeit und beschreiben niemals den ganzen Menschen. Lesen Sie weiter, wenn Sie Neurodiversität besser verstehen und sich vielleicht sogar für eine konstruktivere Einschätzung der Phänomene öffnen wollen.

Was gehört zu Neurodiversität?

Der Begriff Neurodiversität wird überwiegend als Oberbegriff für neurologische Phänomene verwendet. Darunter fallen Autismus, Legasthenie, ADHS, Dyskalkulie, Dyspraxie, Hochsensitivität und auch Hochbegabung. Diese Phänomene wirken sich auf die Art und Weise aus, wie eine Person kommuniziert und Informationen verarbeitet, und sie können auch ihre sozialen Fähigkeiten und ihr Verhalten beeinflussen.

Woher kommt die Bezeichnung "Neurodiversität"?

Judy Singer, eine Soziologin, prägte den Begriff 1998. Sie widersprach der Vorstellung, dass Menschen mit Autismus behindert sind. Sie sagte, dass manche Gehirne einfach anders funktionieren. Autismus beschrieb sie als ein Persönlichkeitsmerkmal, das nicht verändert werden muss.

Der Begriff "Neurodiversität" wird verwendet, um die Stigmatisierung zu verringern und eine Normalität am Arbeitsplatz und in der Bildung zu fördern. Unterschiede sind normal und stellen erst mal keine Beeinträchtigungen dar. Mittlerweile wird die Bezeichnung auch in der Wissenschaft verwendet, um biologische und genetische Variationen des menschlichen Gehirns und der Kognition zu benennen, z. B. in Bezug auf Kontaktfreudigkeit, Lernen, Aufmerksamkeit, Gemütslage und andere geistige Funktionen.

Begriffe der Neurodiversität einfach erklärt

neurodivers

Was heißt "neurodivers"?

Ein neurodiverses Gehirn funktioniert anders und ist anders verdrahtet als das 'typische' oder 'durchschnittliche' Gehirn. Wie ein anderes Betriebssystem.
Alle Phänomene sind angeboren und genetisch bedingt, wobei auch andere biologische Faktoren eine Rolle spielen können.

neurotypisch

Was ist "neurotypisch"?

Neurotypische Gehirne sind neuronal so entwickelt, wie es der Norm entspricnt. Der Begriff wurde in den 1990er Jahren vom "Autism Rights Movement" entwickelt. Diese Bewegung setzt sich für die Rechte und die Inklusion von Menschen mit Autismus ein. Mittlerweile benennt auch die wissenschaftliche Community "normal" entwickelte Gehirne so.

Autismus

Was ist Autismus?

Autismus oder medizinisch "Autismus-Spektrum-Störung" (ASS), ist ein neurologisches Phänomen, das die Art und Weise beeinflusst, wie eine Person kommuniziert und Informationen verarbeitet. Der Schweregrad von Autismus kann sehr unterschiedlich sein. Einige Autisten leben "normal", während andere Unterstützung im Alltag benötigen.

Legasthenie

Was ist Legasthenie?

Legasthenie beeinträchtigt bei Alphabetsprachen das Lesen und das Schreiben von Zeichen. Sie hat nichts mit Intelligenz, Motivation oder Faulheit zu tun. Sie beruht auf neurologischen Besonderheiten bei der Verarbeitung von Sprache und der Zuordnung von Buchstaben zu Lauten. Viele Menschen mit einem legasthenischen Gehirn haben ein ungewöhnlich starkes räumliches Vorstellungsvermögen.

ADS/
ADHS

Was ist ADS/ADHS?

ADS wird eigentlich irreführend als Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom bezeichnet. Es handelt sich nicht um ein Aufmerksamkeitsdefizit, sondern um eine breitere, variable Aufmerksamkeit. Daher wurde der alternative Begriff "VAST" (Variable Attention Stimulus Trait) von Experten vorgeschlagen, ist aber noch nicht der wissenschaftliche Standard. Wenn Dinge interessant genug sind, können Menschen mit ADS/ADHS einen Hyperfokus entwickeln, wie er auch im Autismus bekannt ist. Es gibt einige Überschneidungen mit Hochsensitivität. Stärken sind u.a.: Sprühende Ideen, hohe Energie, große Begeisterung. Dopamin wird anders verarbeitet, was verschiedene Symptome wie Konzentrationsschwierigkeiten und bei ADHS auch die Hyperaktivität beeinflusst.

Dyskalkulie

Dyskalkulie

Dyskalkulie beeinträchtigt das Verstehen von Zahlen, das numerische Denken und mathematische Konzepte. Sie hat nichts mit Intelligenz oder Motivation zu tun und tritt häufig gekoppelt mit Legasthenie auf.

Dyspraxie

Dyspraxie

Dyspraxie wirkt sich auf die Koordination aus. Sie beeinträchtigt die Fähigkeit einer Person, Bewegungen zu planen und zu koordinieren. Menschen mit Dyspraxie können Schwierigkeiten mit feinmotorischen Aufgaben haben, wie z. B. Schreiben oder das Binden von Schnürsenkeln, und sie können auch Probleme mit dem Gleichgewicht haben. Zu den häufigen Stärken gehören kreatives Denken, gute verbale Fähigkeiten, Einfühlungsvermögen, Ausdauer und die Fähigkeit, alternative Lösungswege zu finden.

Hochsensitivität

Hochsensitivität

Hochsensitivität oder Hypersensitivität bedeutet eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Reizen. Hochsensitive Menschen können leichter von lauten Geräuschen, hellem Licht, starken Gerüchen oder anderen intensiven Sinneserfahrungen überwältigt werden. Sie nehmen Emotionen anderer Menschen stärker wahr und haben eine überdurchschnittliche Wertschätzung für Kunst, Musik und Ästhetik.

Hochbegabung

Hochbegabung

Ein hochbegabtes Gehirn verarbeitet Informationen schneller und komplexer als das durchschnittliche Gehirn und ist daher auch "neurodivers". Hochbegabung bezeichnet eine deutlich überdurchschnittliche Intelligenz, mit einem IQ von 130 oder höher. Menschen mit Hochbegabung können neue Informationen besonders gut verstehen, verknüpfen und nutzen. Das  zeigt sich meistens schon früh durch eine schnelle Auffassungsgabe und großes Lerninteresse. Hochbegabung hat nicht unbedingt etwas mit einer hohen Leistungsfähigkeit zu tun. Es gibt auch sogenannte "Underachiever", die trotz hoher Intelligenz deutlich unter ihren Möglichkeiten bleiben. Meistens besteht eine große Begeisterungsfähigkeit für spezielle Interessensgebiete, ähnlich wie bei anderen neurodiversen Phänomenen.

Gemeinsamkeiten zwischen Autismus, ADHS und Hochbegabung

Gemeinsamkeiten Neurodiversität Informationsverarbeitung

Informationsverarbeitung

  • Intensivere Reizwahrnehmung
  • Sensiblere Wahrnehmung der Umwelt
  • Andere Art der Informationsverarbeitung
Gemeinsamkeiten Neurodiversität Aufmerksamkeit

Interessens- und Aufmerksamkeitsmuster

  • Starke Fokussierung auf spezielle Interessensgebiete
  • Fähigkeit zum Hyperfokus
  • Variable Aufmerksamkeit je nach Interessenlevel
  • Gemeinsamkeiten Neurodiversität Emotionen

    Emotionale Aspekte

    • Intensiveres Erleben von Gefühlen, nicht immer in der Mimik sichtbar
    • Häufig höhere emotionale Sensibilität
    • Hohe Begeisterungsfähigkeit
    Gemeinsamkeiten Neurodiversität Gerechtigkeitsempfinden

    Soziale Aspekte

    • Andere Art der sozialen Kommunikation
    • Starkes Gerechtigkeitsempfinden
    • Kreativität und ungewöhnliche Problemlösungsansätze

    Wie viele Menschen sind im neurodiversen Spektrum?

    Häufigkeit Neurodiversität in Deutschland

    962.800

    Autismus-Diagnose. Quelle

    3.652.000

    ADHS. Quelle

    9.300.000

    Legasthenie. Quelle

    4.150.000

    Dyskalkulie. Quelle

    1.660.000

    Hochbegabung. Quelle

    3.300.000

    Hypersensitivität. Quelle

    Statistische Angaben suggerieren eine Exaktheit, die nicht existiert. Gründe, warum die Zahlen nur Anhaltspunkte sein können:

    • Paralleles Auftreten: Die verschiedenen neurodivergenten Ausprägungen existieren oft nicht isoliert. Beispielsweise begleiten sich ADHS und Autismus regelmäßig, während Lese-Rechtschreib-Schwäche häufig mit Rechenschwäche einhergeht. Sowohl besondere Begabung als auch ausgeprägte Empfindsamkeit können parallel zu allen anderen Erscheinungsformen bestehen.
    • Begriffliche Abgrenzung und Definition von Neurodiversität: Es mangelt an einer allgemeingültigen Festlegung des Neurodiversitäts-Begriffs. Die Einordnung weiterer Phänomene (etwa Tourette-Syndrom oder bipolare Erkrankungen) wird diskutiert, die Grenzen zischen den Phänomenen im Spektrum sind fließend.
    • Empirische Grundlage: Für den deutschen Raum fehlen verlässliche Gesamterhebungen. Nach fundierten Einschätzungen bewegt sich der Anteil neurodiverser Menschen bei etwa 15-20% der Population. Bezogen auf Deutschland würden etwa 12,5 bis 16,6 Millionen Personen darunter fallen. Diese Zahl sollte jedoch unter Vorbehalt betrachtet werden: Diagnosestandards entwickeln sich stetig weiter, Erkennungsmethoden verfeinern sich, das gesellschaftliche Verständnis wächst, die Dunkelziffer ist jedoch immer noch hoch.

    Ist Autismus eine Krankheit?

    Sind neurodiverse Phänomene krankhaft? Leidet man unter Autismus? Ist es eine psychische Störung, ist also die psychische Gesundheit beeinträchtigt? Dazu gibt es verschiedene Gesichtspunkte und ich werde sie am Beispiel von Autismus erörtern. Die folgenden Überlegungen gelten ebenso für ADHS, Legasthenie und die anderen Phänomene.

    Eine Krankheit ist eine Störung im Körper oder eine Störung des psychischen oder seelischen Wohlbefindens. Ein kranker Mensch hat den Wunsch, geheilt zu werden. Es gibt hier drei Punkte, die wesentlich sind:
    1.  Die Innensicht der Personen selber,
    2. die Außensicht auf Autist:innen, und
    3. den Schweregrad.

    1. Innensicht

    Autist:innen haben selbst ganz überwiegend nicht den Wunsch, den Autismus "loszuwerden", denn er ist ein zentraler Bestandteil der Persönlichkeit und der eigenen Identität. Ehrlichkeit ist zum Beispiel ein zentraler Wert bei vielen Autist:innen. Die Vorstellung, neurotypisch zu werden und dann unehrlich zu agieren, wie man es bei der neuronalen Mehrheit beobachten kann, ist nicht erstrebenswert. Das gilt für viele andere Punkte ebenso.

    2. Außensicht

    Von außen kann das Verhalten von Autist:innen fremdartig, nervig und vielleicht sogar abschreckend wirken. Ist es also eine Störung? Eine psychische Störung ist eine deutliche Abweichung von der gesellschaftlichen oder medizinischen Norm. Betrachtet werden Denken, Fühlen, Wahrnehmung und Verhalten.
    Wenn jede Normabweichung als Störung definiert wird, dann fällt Autismus darunter. Dies ist die therapeutische Sicht.
    Mittlerweile gibt es ein weiteres Kriterium, das eine Störung definiert: Die Frage, ob psychisches Leid vorliegt oder nicht.

    3. Schweregrad

    Damit kommen wir zum Schweregrad. Bei Autismus bzw der Autismus-Spektrums-Störung (ASS) wird nicht mehr zwischen frühkindlichem, atypischem oder Asperger-Autismus unterschieden, wie man das früher tat. Man unterscheidet mittlerweile 3 Schweregrade anhand des benötigten Unterstützungsbedarfs. Ist ein Autist schwer im Alltag beeinträchtigt, ist es legitim, von einer Störung zu sprechen.

    Fazit 

    Selbst wenn ein Mensch die Welt anders wahrnimmt und sich daher eigenartig verhält, gehört zur Frage, ob eine Störung vorliegt, immer die Innensicht der Person. Liegt psychisches Leid vor oder nicht? Leidet eine Person an ihrer Umwelt und an den Reaktionen anderer Menschen, können tatsächlich psychische Krankheiten wie zB Depressionen auftreten.

    Wie ticken Menschen mit einem ADS- oder ADHS-Gehirn?

    Menschen mit ADS oder ADHS erleben die Welt intensiver als neurotypische Menschen. Ihr Gehirn funkt wie ein ständig aktives Netzwerk, es denkt in Bildern und Assoziationen, ohne Pause. Jeder Moment ist voller Bedeutung, jeder Reiz scheint wichtig, sie sind sehr impulsiv. Daher ist es schwer, das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen, Strukturen einzuhalten und Prioritäten zu setzen, die Sinne arbeiten ständig am Limit. Die Phänomene Hochsensitivität und ADHS sind daher nur schwer voneineinder zu unterscheiden. Viele "Betroffene" vertreten daher die Ansicht, dass eine Trennung der beiden Phänomene nicht gerechtfertigt ist.

    Trotz ihres guten Gedächtnisses kämpfen sie mit räumlicher Orientierung und fühlen sich oft fremd, nirgends zugehörig, so wie es auch Autist:innen geht. Oberflächlichkeiten langweilen sie schnell, sie suchen ständig nach Sinn und hinterfragen alles.

    Psychotherapie oder Medikamente bei ADS oder ADHS 

    Psychotherapeutisch sind ADHS-Symptome nur geringfügig beeinflussbar. Was dagegen sehr hilfreich sein kann, ist das Wissen um die besondere Funktionsweise des eigenen Gehirns. Damit ergeben sich neue Modulationsmöglichkeiten des eigenen Verhaltens. Wenn Psychotherapie auf diese Weise eingesetzt wird, kann sie helfen, in einer neurotypischen Welt zurechtzukommen. Eine Therapie im Sinne einer Heilung ist nicht möglich, weil es sich bei ADHS nicht um eine psychische Krankheit handelt. 

    Medikamente können helfen, besser in einer neurotypischen Welt zu bestehen. Sie haben jedoch Nebenwirkungen und sorgen für neue Belastungen. Wenn das Leben mit Medikamenten so wahrgenommen wird, dass der Alltag in einer neurotypischen Umgebung besser gemeistert werden kann, dann sind sie hilfreich. Besser wäre es allerdings, die äußeren Rahmenbedingungen und die inneren Handlungsoptionen so zu verändern, dass Medikamente nicht als nötig empfunden werden. ADHS ist keine Krankheit, sondern eine Variante unseres Menschseins.

    Was ist normal?

    Wenn man Neurodiversität wirklich ernst nimmt, dann sind alle Menschen neurodivers, weil alle ein sehr individuelles Gehirn haben. Welche Aspekte bei Neurodiversität eine Rolle spielen können, zeigt folgende Grafik:

    Neurodiversität einfach erklärt

    Das Konzept der Neurodiversität stellt die Vorstellung in Frage, dass es eine "normale" oder "durchschnittliche" Denkweise gibt und dass jede Abweichung davon ein Problem darstellt, das behoben werden muss. Eine menschenfreundlichere Sichtweise ist: Menschen mit neurologischen Unterschieden haben einzigartige Stärken und Fähigkeiten.

    In all dieser Vielgestaltigkeit gibt es Wahrnehmungen und Verhaltensweisen, die eher der Norm entsprechen. Es gibt auch solche, von denen die Mehrheitsgesellschaft definiert, dass sie von der Norm abweichen. Ein Individuum kann daher neurodivergent sein. Damit ist einfach eine höhere Abweichung von der Norm gemeint.

    Neurodiversität einfach erklärt Ausprägungen

    Wir sind alle Menschen

    Letztlich ist jedes Verhalten, das Menschen an den Tag legen, menschlich. Auch wenn es uns unverständlich oder fremd erscheinen mag. Wesentlich ist daher, dass Menschen in der Lage sein sollten, ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen zu leben, ohne wegen ihrer Unterschiede beurteilt oder stigmatisiert zu werden.

    Neurologische Andersartigkeit kann ein Nachteil, eine Störung oder sogar eine Behinderung sein. Menschen, die höhere oder niedrigere Ausprägungen „im Spektrum“ haben, sind in ihrem Leben mit Herausforderungen konfrontiert, die sich neurotypische Personen manchmal nicht einmal vorstellen können. Über diese Herausforderungen wird viel gesprochen. Ich möchte daher den Fokus auf die Stärken richten.

    Besondere Stärken und Fähigkeiten

    Autist:innen können zum Beispiel eine außergewöhnliche Aufmerksamkeit für Details haben, einen sehr ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, ein extrem hohes Qualitätsbewusstsein. Sie können auch die Fähigkeit besitzen, sich über einen längeren Zeitraum auf eine einzige Aufgabe zu konzentrieren. Im Ingenieurswesen oder in der Softwareentwicklung sind diese Begabungen sehr vorteilhaft. Unternehmen können sich glücklich schätzen, Autist:innen in ihren Teams zu haben, denn sie können Konflikte aufdröseln, Dinge von überraschenden Standpunkten betrachten und sind extrem ehrlich und loyal.

    Manche Autist:innen sind intuitive Schnell-Leser und können Texte enorm schnell erfassen. Ich habe diese Fähigkeit untersucht und eine Methode entwickelt, mit der alle Menschen enorm schnell Lesen lernen können.

    Menschen mit Legasthenie können kreative Problemlöser sein und über ein brillantes räumliches Vorstellungsvermögen verfügen. Daher finden sich in der Architektur und im Design viele Legastheniker, die ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten selbst ganz normal finden. Hier ist eine Buchempfehlung: Legasthenie als Talentsignal. Ich habe mit diesem Buch viele Menschen mit Legasthenie begleitet, für viele war das augenöffnend.

    Personen mit ADHS können eine höhere Risikobereitschaft haben, die sie zu Außergewöhnlichem befähigt. Auch unternehmerisches Denken und ganz allgemein hohe Innovationskraft finden sich bei „ADHS-lern“. Sie sprühen vor Ideenreichtum und werden nicht müde, sich immer wieder in neue Projekte zu stürzen. Neurotypische Menschen fragen oft: "Wo nimmst du nur diese ganze Energie her?".

    Neurodiversität nützt uns allen

    Neben der Anerkennung der Stärken von Menschen mit neurologischen Besonderheiten ist es wichtig, sie zu unterstützen, wenn sie Unterstützung brauchen. Dazu kann es gehören, ihnen Zugang zu Bildung, Beschäftigung und anderen Möglichkeiten zu verschaffen, aber auch darauf hinzuwirken, dass sich die Einstellung ihrer Umgebung ändert und die Stigmatisierung verringert wird.

    Die Vielfalt des menschlichen Gehirns ist eine Stärke und keine Schwäche. Auch neurologischen Minderheiten gebührt Unterstützung und Respekt, damit alle Menschen ein erfülltes und produktives Leben führen können. Indem wir die neurologische Vielfalt anerkennen, können wir eine inklusivere und tolerantere Gesellschaft schaffen, in der jeder seinen Beitrag leisten und sich entfalten kann. Das kommt uns allen zugute, wie wir aus der Biodiversität schon lange wissen. 

    Biotope statt Plantagen

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    Astrid Brüggemann M.A.

    Vortrag Neurodiversität im Job
    • Spätdiagnostizierte Autistin.
    • Professionelle Vortragsrednerin.
    • Hat als Job Coach mit autistischen IT-Experten gearbeitet und war "Dolmetscherin" zwischen Autisten und neurotypischen Personen in Unternehmen.
    • Vermittelt Unternehmen ein tiefes Verständnis für neurodiverses Verhalten, propagiert unterschiedliche Denkstile und zeigt Lösungen für typische Schwierigkeiten, zum Beispiel verbreitete Konflikte im Zusammenhang mit Autismus und ADHS.
    • Hat eine eigene Schnell-Lese-Methode entwickelt und hält - wenn sie nicht über Neurodiversität in Unternehmen spricht - Vorträge über Künstliche Intelligenz.

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  • Klasse Zusammenfassung. Gefällt mir sehr gut. War auf der Suche nach der neurologischen Definition des Begriffs „Kultur“. ChatGPT hat mir den Link zu Ihrer Website empfohlen. Grüße aus Frankfurt, Bernd Scharbert

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