TL;DR: KI im Handwerk nutzen bringt echten Mehrwert, wenn Fachwissen auf saubere Prozesse trifft. Dieser Beitrag zeigt tragfähige Use Cases, eine „KI-nein"-Checkliste, eine Prompt-Vorlage für Recherchen und ein Praxis-Tool für Lerninhalte, damit Sie wissen, wann KI hilft und wann nicht.
Warum KI im Handwerk mehr als nur Technik-Hype ist
KI im Handwerk, das klingt für viele erst mal nach Silicon-Valley-Träumerei. Nach Start-ups, die Probleme lösen wollen, die niemand hat. Oder nach digitalem Schnickschnack für Betriebe, die eigentlich lieber ihre Ruhe hätten.
Wirklich tragfähig sind nur KI-Lösungen, wenn sie mit hoher fachlicher Expertise entwickelt werden. Das gilt auch für das Handwerk und dort vielleicht ganz besonders. Daher habe ich heute für Sie ein Beispiel ausgewählt, das ich sehr inspirierend finde.
Ein Gerüstbauer zeigt, wie es geht
Ein sehr erfahrener Gerüstbauer geht mit seiner Branche schwer ins Gericht und schreibt, dass zahlreiche Gerüstbauunternehmen heute noch genau so wie vor 50 Jahren arbeiten, wobei sie die gleichen Prozesse und die gleiche Dokumentationsweise verwenden.
Er selbst aber nutzt KI längst für seine tägliche Arbeit, weil er verstanden hat, wie es funktioniert.
Handwerk KI Beispiele aus der Praxis
Konkret setzt er KI für folgende Bereiche ein:
Automatisierte Angebotserstellung auf Basis von Projektparametern – keine Copy-Paste-Orgien mehr, sondern strukturierte Vorlagen, die sich an die Realität anpassen.
Optimierung von Materialeinsatz und Logistik – weniger Verschnitt, bessere Planung, weniger Stress auf der Baustelle.
Vorhersage von Wartungsbedürfnissen und Sicherheitsrisiken – proaktiv statt reaktiv. Das spart nicht nur Geld, sondern schützt auch Menschen.
Effizienzsteigerung in Verwaltung und Dokumentation – weil niemand Bock auf Papierkram hat, aber jeder Bock auf pünktlichen Feierabend.
Das ist kein Marketing-Gag, sondern gelebte Innovation im Handwerk. Und genau so sollte KI aussehen: praktisch, klug und nah an der Realität. Hier geht's zu seinem Chatbot.
Die „KI-nein"-Checkliste: Wann Sie KI nicht nutzen sollten
Jetzt wird's ehrlich: KI ist kein Allheilmittel, auch wenn ich hier manchmal so klinge, als wäre sie eins .
Manchmal ist KI einfach teurer, langsamer oder unnötig. Und manchmal ist sie sogar kontraproduktiv. Deshalb habe ich eine persönliche „KI-nein"-Checkliste entwickelt, die Ihnen hilft zu entscheiden, wann Sie besser die Finger von KI lassen sollten.
Prüfen Sie jede KI-Idee mit diesen fünf Fragen. Wenn Sie auch nur eine mit "Ja" beantworten, lassen Sie erstmal die Finger von KI:
☐ Funktioniert meine jetzige Lösung bereits gut genug?
→ Wenn Ihre Excel-Liste läuft, Ihr Terminkalender funktioniert und die Ablage rund läuft: Lassen Sie es so. KI ist kein Statussymbol.
☐ Ist das eigentliche Problem in meiner Organisation?
→ Löst Ihr Team grundlegende Probleme nicht, wird KI das auch nicht tun. Was mit Ihrer natürlichen Intelligenz nicht klappt, klappt auch mit KI nicht.
☐ Brauche ich in dieser Situation schnelle Entscheidungen?
→ KI braucht Input, verarbeitet und liefert Output, den Sie wieder prüfen müssen. In Krisensituationen sind Checklisten oft schneller. Die allerdings können Sie von KI optimieren lassen.
☐ Ist mein Prozess chaotisch oder ineffizient?
→ Automatisieren Sie bitte nicht das Chaos. Ein ineffizienter Prozess wird durch KI nur digital schöner – aber nicht besser. Erst optimieren, dann automatisieren.
☐ Ist menschliche Beziehung hier der eigentliche Wert?
→ Bei Beratung, Führung und kreativen Brainstormings wollen Menschen Sie, nicht Ihre Automatisierung. KI darf unterstützen, aber Sie bleiben das Zentrum. In dieser Gallupstudie können Sie nachlesen, dass unmotiverte Manager auch ihre Teams demotivieren. 70 % des Teamengagements seien der Führungskraft zuzuschreiben.
Faustregel: Je mehr Checkboxen Sie ankreuzen, desto weniger ist KI die richtige Lösung. Und das ist völlig okay.
Diese Checkliste können Sie immer dann rausholen, wenn jemand mit einer "genialen KI-Idee" um die Ecke kommt. Sie werden überrascht sein, wie oft die Antwort "Nein" lautet und wie viel Zeit und Geld Sie damit sparen.
Allerdings, auch hier bin ich wieder ehrlich mit Ihnen: Genauso oft wie das Potenzial von KI überschätzt wird, wird es auch unterschätzt. Vielen ist immer noch nicht klar, was sie tatsächlich alles mit KI bewegen könnten.
Prompt-Tipp: Recherche
Jetzt wird's praktisch. Weil KI nicht nur in Angeboten und Logistik hilft, sondern auch beim Lernen, beim Recherchieren und schließlich beim Verstehen komplexer Zusammenhänge.
Als ich vor gefühlt hundert Jahren das erste Mal in einer Unibibliothek stand, musste ich Schlagworte suchen, Karteikarten wälzen, Buchsignaturen abschreiben und hoffen, dass niemand das Buch in einem anderen Regal versteckt hatte.
Heute reicht ein Prompt.
Der Recherche-Prompt für fundierte Quellen
Nutzen Sie diesen Prompt, wenn Sie verlässliche Informationen zu einem Thema brauchen, egal ob für eine Kundenberatung, eine interne Schulung oder einfach, weil Sie selbst mehr verstehen wollen:
Recherchiere seriöse Quellen zu [IHR THEMA]. Erstelle eine strukturierte Zusammenfassung nach folgenden Kriterien:
- Thema
- Novelty (Was ist neu?)
- Evidenz & Methodik
- Schwächen
- Vertrauenswürdigkeit (Bias, Interessenkonflikte)
- Offene Fragen
Gib eine prägnante Zusammenfassung mit Quellenangabe (Titel, Jahr, Link).
Zusatztipp: Wenn Sie wissenschaftliche Papers suchen, schauen Sie sich Consensus an. Das Tool spart Zeit und zeigt verlässliche Quellen und zwar ohne Zettelkasten und ohne Kopfschmerz.
Den Prompt können Sie in Gemini, DeepSeek, Perplexity Claude oder ChatGPT nutzen.
Praxis-Tool: Lernvideos auf Knopfdruck
Ich bin großer Fan von Googles NotebookLM und zwar schon lange. Das Tool hilft mir, Inhalte zu strukturieren, Zusammenhänge zu verstehen und genau deshalb komplexe Themen schneller zu durchdringen.
Jetzt geht es noch weiter: Auch ein neues Google-Experiment ermöglicht es, eigene PDFs hochzuladen und daraus ganz individuell zu lernen.
Was das Tool kann
Das Tool erstellt aus Ihren Dokumenten:
Folien mit Sprecherstimme – perfekt wenn Sie gern visuell lernen
Nur-Audio-Versionen – ideal fürs Auto oder die Baustelle
Text- und Grafik-Zusammenfassungen – zum Nachlesen und Vertiefen
Quiz am Ende – um zu prüfen, ob's wirklich sitzt
So geht Lernen heute. Nicht mehr mit Kopien, Leuchtstiften und Hoffnung, sondern strukturiert, multimedial und genau so, wie es zu Ihrem Lernstil passt.
Achtung: Bitte achten Sie auf das Urheberrecht, bevor Sie fremde Inhalte hochladen. Nur weil etwas technisch möglich ist, ist es nicht automatisch erlaubt.
Konkrete Anwendungsbeispiele für Handwerksbetriebe
Wenn sich dieses Format durchsetzt, wäre das ein echter Fortschritt für Aus- und Weiterbildung im Handwerk:
Sicherheitsunterweisung:
Neue Mitarbeiter bekommen ein PDF zur Sicherheitsunterweisung und zusätzlich ein Video, das Sie generiert haben. Auf diese Weise lernen alle in ihrem Tempo und erhalten am Ende ein Quiz. Anschließend erstellen Sie im nächsten Jahr ein neues Video, das etwas anders aussieht, damit sich Ihre Leute nicht langweilen, wenn sie sich zur Auffrischung mit demselben Stoff beschätigen müssen.
Prüfungsvorbereitung:
Azubis laden Prüfungsinhalte hoch und üben mit einem automatisch erstellten Quiz, ohne dass Sie als Chef stundenlang Fragen formulieren müssen.
Weiterbildung unterwegs:
Führungskräfte bereiten sich auf Schulungen vor und lassen sich die Inhalte während der Fahrt vorlesen, denn die Baustelle ist weit, die Zeit ist knapp.
Einarbeitung neuer Mitarbeiter:
Betriebsinterne Abläufe, Prozesse, Standards, alles in einem PDF, das sich jeder selbst erschließen kann und zusätzlich in Videos und Podcasts.
Das ist keine Zukunftsmusik mehr, denn das geht heute schon.
Tool-Links: Google NotebookLM und ein neues Google-Experiment, das hoffentlich nicht beerdigt wird.
Fazit: KI im Handwerk, aber bitte mit Hirn
KI im Handwerk nutzen ist kein Selbstzweck. Es lohnt sich nur da, wo echtes Fachwissen auf saubere Prozesse trifft. Wo Sie wissen, was Sie tun und KI Ihnen hilft, es besser, schneller oder entspannter zu tun.
Die besten Handwerk KI Beispiele kommen nicht aus Marketingabteilungen, sondern aus der Praxis. Von Menschen, die ihr Handwerk verstehen und genau deshalb wissen, wo Technologie sinnvoll ist.
Und genauso wichtig: Sie wissen auch, wo KI nicht hilft. Wo sie zu langsam ist, zu umständlich, zu unpersönlich. Wo Sie besser bei dem bleiben, was schon funktioniert.
Das ist der eigentliche Unterschied zwischen Hype und echter Innovation: Zu wissen, wann man Nein sagt.
Eine Kuriosität 

2020, Pandemie. Stadien leer, Fans zu Hause, Geisterspiel. Der schottische Fußballverein Inverness Caledonian Thistle F.C. setzt auf eine neue KI-Kamera. Sie soll den Ball verfolgen und das Spiel und die spannendsten Ballszenen gestochen scharf ins Wohnzimmer bringen. Große Erwartungen und beste Technik.
Doch dann, während des Live-Streams: Die Zuschauer sehen plötzlich keinen Ball mehr, denn die Kamera folgt der Glatze des Linienrichters. Die KI hat das Muster erkannt (es ist rund und es bewegt sich) und hat entschieden, so, das ist jetzt unser Ball. Auch ein Schiri kann spannend sein. Oder?
Wenn Sie sich ein paar Szenen davon anschauen wollen, bitte schön, hier geht's zu YouTube.
Jetzt sind Sie dran: Wo könnte KI in Ihrem Betrieb helfen?
Überlegen Sie sich drei Bereiche in Ihrem Betrieb, bei denen Sie denken: "Das müsste doch einfacher gehen." Schreiben Sie sie auf. Und dann prüfen Sie sie mit der KI-nein-Checkliste.
Wenn mindestens einer davon durchkommt: Probieren Sie es aus. Klein anfangen, lernen, anpassen.
Und wenn Sie dabei Unterstützung brauchen – oder einfach jemanden zum Nachdenken – dann melden Sie sich gerne. Ich bin da.
Mehr zu KI-Grundlagen im Handwerk:
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KI erfordert neue Denkgewohnheiten.
Ein guter Umgang mit KI erfordert ein neues Denken. Wer klar formuliert, bekommt bessere Ergebnisse.
Weniger vage. Mehr präzise. Weniger implizit. Mehr auf den Punkt.
Wer klar denkt, nutzt KI erfolgreicher. Das lässt sich trainieren, auch mit Hilfe von KI 🙂
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