Das Arbeitsgedächtnis bestimmt mit über unsere Intelligenz und erfolgreiches Lernen.
Kann denn jemand, der intelligenter ist, besser lernen als jemand, der weniger intelligent ist? Oder gibt es noch andere Mechanismen? Welche Fähigkeiten nutzen wir überhaupt, um erfolgreich zu lernen? Wie kann man die eigene Intelligenz und damit auch das Lernen positiv beeinflussen? Diese Aspekte erfahren Sie in der Artikel-Serie.
- Dieser Artikel ist Teil 1 einer Serie zur Verbesserung der eigenen Intelligenz.
- Teil 2 zum Thema Intelligenz und Lernen können Sie hier lesen: Geistige Flexibilität.
- Im 3. Teil lesen Sie den wichtigsten Faktor für Lernerfolg: Den Glauben an sich selbst: klick.
Verbesserung der eigenen Intelligenz
Das ist eine beliebte Frage, wenn man sich mit Intelligenz und Lernen beschäftigt: Kann man die eigene Intelligenz steigern? Gibt es überhaupt Möglichkeiten, die eigene Intelligenz zu beeinflussen? Dass es nicht DIE Intelligenz gibt, habe ich bereits hier beschrieben (klick).
Wenn es also gar keine allgemeingültige Form von Intelligenz gibt, so gibt es doch Faktoren, die wir beim Lösen von Problemen brauchen. Ein "Problem" ist übrigens vom Wortursprung nur irgendetwas, das uns vor die Füße geworfen wird, was uns vorgelegt wird. (griech: pro = vor und ballein = werfen).
Probleme werden uns also einfach nur zur Lösung vorgelegt und sind nichts, was die Laune trüben sollte. Beim Lernen spielen Probleme eine wichtige Rolle. Denn wenn mir alles klar ist, ist Lernen langweilig. Interessant wird es doch erst, wenn ich über etwas ein wenig knobeln muss.
- Exkurs: Computerspiele und Lernen
Ein kurzer Exkurs dazu: Computerspiele sind unter anderem deswegen so erfolgreich, weil sie eine gute Balance zwischen Anstrengung und Schaffbarkeit bieten. Wenn Sie sich anstrengen müssen, um ein Level zu beenden, dann ist das doch viel befriedigender als wenn Sie nur so durchrauschen.
Andererseits brauchen Sie von Beginn an das Gefühl, es schaffen zu können. Stellen Sie sich vor, Sie würden in einer Beta-Version spielen und ein Level wäre tatsächlich nicht zu lösen. Das wäre doch sehr frustrierend.
Wir brauchen also eine gute Ausgewogenheit zwischen dem Gefühl, herausgefordert zu sein und dem Gefühl, es schaffen zu können. Wenn diese Balance beim Lernen gegeben ist, dann macht es uns Spaß! Hier bin ich dem etwas genauer nachgegangen (klick).
Arbeitsgedächtnis: Ein Faktor, der Intelligenz und Lernen beeinflusst
Drei wichtige Bereiche, die sich auf unsere Problemlösungsfähigkeit auswirken, können wir tatsächlich beeinflussen! Ich zeige Ihnen, wie das geht und was Sie tun können, um Ihren Lernerfolg ganz massiv zu steigern.
- Ein gutes Arbeitsgedächtnis sorgt dafür, dass Sie sich mehrere Dinge oder Faktoren auf einmal merken können. Dadurch steigt Ihr Spielraum beim Lernen.
- Eine hohe Flexibilität beim Denken bringt Sie auf neue Aspekte. Und zwar verknüpfen Sie leichter verschiedene Informationen zu neuen Erkenntnissen. Das ist beim Lernen wichtig für Transferleistungen.
- Was denken Sie über Ihre eigene Leistungsfähigkeit? Ihre eigene Selbsteinschätzung ist überdies ein ganz wesentlicher Faktor für Lernerfolg.
Arbeitsgedächtnis als Voraussetzung für Lernen
Erfahren Sie zunächst etwas über die verschiedenen Bereiche des Arbeitsgedächtnisses und dann, wie Sie es positiv beeinflussen können.
Kennen Sie die Magische 7? 7 Informationseinheiten können wir in unserem Arbeitsgedächtnis behalten. Wir können uns also maximal einzelne 7 Dinge auf einmal merken (plus/minus 2).
Alan Baddeley hat das Modell des Arbeitsgedächtnisses formuliert. Es besagt, dass unsere Sinne Reize aufnehmen und dann im Arbeitsgedächtnis verarbeitet und auch manipuliert werden. Übrigens ist das Konzept des Kurzzeitgedächtnisses veraltet.
Nach dem Arbeitsgedächtnis-Modell können drei Bereiche verarbeitet werden.
Drei Komponenten des Arbeitsgedächtnisses:
Das Arbeitsgedächtnis ist kein einheitliches System. Da gibt es erstens das Gedächtnis für visuelle Informationen, zweitens das Gedächtnis für Sprache und drittens das Gedächtnis für Geschichten (das wird "episodischer Puffer" genannt). Es gibt noch einen vierten Bereich, die "zentrale Exekutive", aber weil tatsächlich noch niemand ganz exakt weiß, wie sie arbeitet, unterschlage ich sie hier.
- Visuelle Informationen
Wenn Sie Ihr eigenes visuelles Kurzzeitgedächtnis testen wollen, dann merken Sie sich mal bitte folgende Farbsequenz.
Prägen Sie sich die Farben ein und dann schauen Sie zur Seite und prüfen sich, ob Sie die Farben wiedergeben können. Vielleicht sehen Sie sie ja sogar vor Ihrem geistigen Auge?
Na, wie ging es Ihnen? Fallen Ihnen solche Aufgaben leicht? Oder fühlen Sie sich davon herausgefordert oder genervt?
Auf diese Weise können Sie viel über Ihr Arbeitsgedächtnis und Ihr eigenes Lernverhalten lernen.
- Sprache
Beim Lesen ist diese sprachliche Gedächtnisspanne wesentlich. Kinder mit Problemen beim Lesen lernen tun sich auch schwerer bei phonologischen Aufgaben, wie zum Beispiel beim Reimefinden (Haus, Maus).
Tipp: Fördert man die sogenannte phonologische Bewusstheit, fördert man damit gleichzeitig das Arbeitsgedächtnis! So fällt auch das Lesen leichter.
Nun können Sie eine kleine Übung mitmachen, die Ihnen zeigt, wie Sie das Maximum von 7 Informationseinheiten überlisten können.
Bitte lernen Sie mal kurz folgende Wörter auswendig:
Weißwurscht, reinkommen, gelb, oder, Wesen, mosern, mein, in, Saal, Sprühflasche
Das sind 10 unzusammenhängende Wörter, wenn Sie jedoch den Willen haben, sie in dieser Reihenfolge zu lernen, dann wird Ihnen das gelingen. Wenn Sie diese Wörter lernen, beanspruchen Sie damit den sprachlichen Bereich Ihres Arbeitsgedächtnisses.
Vielleicht haben Sie bereits beim Lesen eine kleine Geschichte aus den Wörtern gebaut? Nun klicken Sie mal auf den nächsten blauen Balken, da finden Sie meinen Vorschlag für eine Geschichte.
- Geschichten "Episodischer Puffer"
Nun packen wir diese unzusammenhängenden Wörter mal in eine Geschichte:
Die Tür öffnet sich knarrend, eine Weißwurscht kommt rein, ich traue meinen Augen nicht, denn sie ist gelb! Die Weißwurscht ist gelb! Oder ist das gar keine Weißwurscht? Oder ist es doch eine? Nein, tatsächlich, jetzt erkenne ich, dass es irgendein ganz anderes Wesen ist, das da hereinkommt. Nun, da meine Augen sich schon darüber wundern, traue ich meinen Ohren nicht, denn das Wesen beginnt das Maul aufzureißen und herum zu mosern! Ganz laut mosert es herum. Es sagt: "Mein bist du! Ganz allein mein!" Ich erschrecke fürchterlich, laufe davon, so schnell ich nur kann. Wohin kann ich mich flüchten? Oh, da ist eine andere Tür, ich renne darauf zu und rette mich in einen Saal. In dem Saal bin ich sicher. Oh nein, das Wesen kommt mir nach und aus den Falten eines Gewandes zieht es eine Sprühflasche hervor und sprüht mir Gurkenwasser ins Gesicht.
Die Geschichte klingt vielleicht etwas merk-würdig, aber dadurch konnten Sie sich die Wörter besser merken, stimmt's?
Klicken Sie bei dem blauen Balken auf den Pfeil und lesen Sie, was es mit dieser Geschichte auf sich hat!
Absichten können dem Arbeitsgedächtnis Kapazität klauen
Das Arbeitsgedächtnis ist leider nicht immer ganz zuverlässig: Kennen Sie das Phänomen, dass Sie vom Wohnzimmer in die Küche gehen und wenn Sie dort sind, haben Sie vergessen, was Sie wollten?
Das liegt daran, dass unser "Intentionsgedächtnis" ebenfalls auf Bereiche des Arbeitsgedächtnisses zurückgreift. Das Arbeitsgedächtnis ist ja kein einheitliches System und es ist bekanntermaßen begrenzt. Zunächst haben Sie eine Absicht, eine Intention, und wollen dieser Absicht nachgehen. Wenn Sie dann aber über die Schwelle des Wohnzimmers treten, wird alles gelöscht und Sie stehen in der Küche und zweifeln an ihrem Verstand. Das ist ganz normal!
Nun haben Sie so ungefähr verstanden, wie das Arbeitsgedächtnis funktioniert.
3 Tipps: Verbessern Sie Ihr Arbeitsgedächtnis und damit Ihre Intelligenz und das Lernen
Damit Sie die PS Ihrer Intelligenz beim Lernen auf die Straße bringen können, brauchen Sie ein gutes Arbeitsgedächtnis.
Stress schadet Ihrem Arbeitsgedächtnis. Die Ausschüttung der Stesshorme Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol können Ihre Gedächtnisleistung blockieren. In Prüfungen ist das besonders fatal, denn es kann sich ein Misserfolgszirkel entwickeln, der starke Prüfungsangst hervorbringt. Zwar kann man etwas gegen Prüfungsangst tun (klick), aber besser ist es natürlich, wenn man es gar nicht so weit kommen lässt.
- Tipp Nr. 1: Entspannung bringt Ihre Leistungsfähigkeit zum Glänzen
Entspannen Sie Ihr Gehirn beim Lernen. Das können Sie entweder von außen erreichen, indem Sie Musik hören, die Ihre Alpha-Frequenzen anregt (suchen Sie in YouTube einfach mal "Alpha Waves".
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass Sie immer wieder bewusst auf Ihren Atem achten und ein bisschen länger ausatmen als einatmen. Der Fokus auf diese Art zu Atmen bringt sie sofort in einen entspannteren Zustand.
- Tipp Nr. 2: Nutzen Sie Ihre Intelligenz, um es beim Lernen leicht zu haben
Wenn Sie etwas lernen und Sie wollen es leichter haben, dann nutzen Sie Ihre Intelligenz dafür. Alles, was das Lernen erleichtert, sollte Ihnen willkommen sein.
- Nutzen Sie kluge Wiederholungszyklen, damit Sie nicht alles wieder vergessen haben, was Sie mal gelernt haben, bevor Sie es brauchen.
- Haben Sie Spaß an Mnemotechiken, mit denen Sie auf gehirngerechte Weise Inhalte abspeichern. Ein Beispiel ist die Geschichte mit den längsten Flüssen Deutschlands.
- Tipp Nr. 3: Lernen Sie und fordern Sie Ihr Arbeitsgedächtnis
Es gibt eine ganze Reihe an Untersuchungen, die gezeigt haben, dass Menschen mit einer geringeren Leistungsfähigkeit des Arbeitsgedächtnisses große Fortschritte machen können. Wodurch? Nun, durch Training. Das betrifft sowohl ganz "normale" Lernende als auch Kinder mit ADHS oder Schlaganfallpatienten, die sogar noch ein Jahr nach einem Schlaganfall durch Training ihr Arbeitsgedächtnis massiv verbessern konnten.
Das Arbeitsgedächtnis ist die Grundlage für die Nutzung unserer Intelligenz beim Lernen. Aus diesem Grund verbessert gezieltes Training sowohl die Intelligenz als auch das Lernen.
- Schnappen Sie sich Kinder und spielen Sie Memory oder andere Spiele wie Ubongo oder Sagaland
- Spielen Sie Schach
- Meditieren Sie
- Vermeiden Sie grundsätzlich Multitasking und geben Sie sich immer nur einer Tätigkeit hin
- Lesen Sie Bücher
- Lesen Sie noch mehr Bücher
Eines sollten Sie dazu wissen: Wenn Sie wirklich etwas für Ihre Intelligenz beim Lernen und ihr Arbeitsgedächtnis tun wollen, dann müssen Sie dran bleiben. Training hilft auch dem Gehirn nur, wenn es regelmäßig erfolgt.
Motion Reading ist eine systematisierte und moderne Schnell-Lese-Technik, mit der man wesentliche Informationen aus Texten ungewöhlich schnell erfassen und verarbeiten kann.