Erfolgsfaktor KI-Projekte: Haltung schlägt Technologie
Dies ist der KI-Denksplitter #6, mehr Denksplitter gibt's hier.
Der erfahrungsgemäß wichtigste Erfolgsfaktor bei KI-Projekten ist nicht das Tool, sondern die Haltung. Wenn Führungskräfte KI als Denkverstärker begreifen und nicht als Ersatz für Expertise, dann verändert das den Umgang damit im ganzen Team. Dadurch entsteht Raum für Reflexion, für Lernen und auch für Zweifel. Denn diese Klarheit wirkt stärker als Sie denken.
Mini-Impuls: Die drei Schlüsselfragen vor Projektstart
Vor dem Start drei Fragen für die Beteiligung im Team:
- Was konkret soll sich mit KI verbessern? Nicht "alles effizienter", sondern: Welche 15 Minuten täglich will ich zurückgewinnen?
- Wen betrifft das im Alltag – und wie genau? Denken Sie an konkrete Gesichter, nicht an Organigramme.
- Wie heißt der Elefant? Welche Sorgen oder Fragen stehen unausgesprochen im Raum? Angst vor Jobverlust? Überforderung? Kontrollverlust?
Diese drei Fragen sind Ihr Kompass für erfolgreiche KI-Transformation. Dabei decken sie auf, was wirklich zählt, bevor das erste Tool installiert wird.
Warum Haltung wichtiger ist als Technik
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: KI-Projekte scheitern in 80% der Fälle nicht an der Technologie, sondern an mangelnder strategischer Vorbereitung, unpassender Unternehmenskultur und unzureichendem Change Management. Das zeigt nämlich eine aktuelle Rand-Studie eindrucksvoll.
Was bedeutet das konkret? Nun, Teams, die mit der richtigen Haltung starten, entwickeln ein natürliches Gespür dafür, wann KI hilft und wann sie stört. Sie experimentieren mutiger, außerdem akzeptieren sie Umwege und bleiben dabei menschlich im Umgang miteinander. Das ist der Unterschied zwischen Tools, die verstauben, und KI, die wirklich transformiert.
Greis vs. Jungspund – Was Atari mit KI-Projekten zu tun hat
Halten Sie es für möglich, dass ein Atari-Rechner aus dem Jahr 1977 im Schach sogar ChatGPT 4o schlägt? Und zwar so, dass ChatGPT keine Chance hat gegen den alten Rechenknecht? Hier können Sie einen vergnüglichen Artikel dazu lesen.
Ich finde das zwar anekdotisch witzig, aber inhaltlich nicht besonders rätselhaft. ChatGPT ist ein generatives KI-Modell, darauf trainiert, menschenähnliche Sprache zu generieren und echt klingende Dialoge zu führen. Ja, die Logik- und Reasoning-Fähigkeiten von 4o sind weit besser als frühere Versionen. Dennoch ist es darauf optimiert, mit uns Menschen zu "sprechen" und daher hervorragend geeignet, uns bei unseren eigenen Denkprozessen zu unterstützen.
Der greise Atari kann das nicht. Dafür kann er allerdings mit seinen 128 Byte RAM zwei Schachzüge im Voraus planen und damit ist er ChatGPT in dieser spezifischen Aufgabe weit überlegen.
Die Moral von der Geschicht? Wenn Sie eine ganz spezifische und abgegrenzte Aufgabe haben, dann nehmen Sie eine KI, die genau darauf optimiert wurde. Für alles andere verwenden Sie generative KI als dritte Gehirnhälfte. Die richtige Haltung bedeutet auch: das passende Tool zur Aufgabe zu wählen.
Praxisbeispiele für erfolgreiche KI-Integration
Das Haus, das wandert
Das Haus stört da. Es soll weg. Es ist aber denkmalgeschützt. Was also tun? Na, einfach 432 Roboter nehmen, die versetzen das 7500-Tonnen-Gebäude in Shanghai mit einem Tempo von 10 Metern pro Tag. Übrigens waren auch die Vorbereitungen dafür KI-gestützt: 3D-Scans und Punktwolken erstellten digitale Modelle des Geländes. Mich fasziniert es immer sehr, wenn KI Dinge möglich macht, die früher undenkbar schienen.
Präzision auf dem Acker
Ein Landwirt fährt gemütlich über seinen Acker und lässt von einer KI scannen, wo sich unerwünschte Pflanzen befinden. Flott erkennt die KI sie und leitet diese Informationen an Düsen weiter, die Pflanzenschutzmittel versprühen – nur dort, wo sie gebraucht werden. KI hilft bei der Unkrautbekämpfung. Wenn bei einer so analogen und bodenständigen Tätigkeit KI helfen kann, wo könnte sie bei Ihnen Hand anlegen?
Das Ende des Internets, wie wir es kennen
Ich lese in letzter Zeit sehr viel über das Ende des Internets, wie wir es heute kennen. Demnach soll ein KI-Helferlein bald auf Zuruf mit Ihrer Kreditkarte Ihre Einkäufe erledigen, Ihnen die Suche nach dem Urlaubshotel autonom abnehmen oder automatisch Fehlkäufe retournieren, ohne dass Sie selbst einen Finger rühren müssen. Hier können Sie mehr darüber lesen.
Egal, ob Sie das nun sinnvoll finden oder nicht – worüber Sie sich definitiv Gedanken machen sollten: Was bedeutet das für Ihre Produkte? Konkret: Werden Sie von ChatGPT & Co gefunden? Und sind Ihre Daten optimal maschinenlesbar strukturiert?
Handlungsempfehlungen – Erste Schritte fürs Team
Die Haltungs-Checkliste
Für Führungskräfte:
- Sprechen Sie offen über eigene KI-Experimente. Zeigen Sie, dass Lernen erwünscht ist.
- Definieren Sie gemeinsam, was "gute" KI-Nutzung in Ihrem Team bedeutet.
- Schaffen Sie Experimentierräume ohne sofortigen ROI-Druck.
Für Teams:
- Starten Sie mit einem konkreten "Schmerz": Was nervt täglich?
- Probieren Sie 2 Wochen gemeinsam ein Tool aus – dann reflektieren Sie ehrlich.
- Tauschen Sie sich über Erfolge UND Misserfolge aus.
Für die Organisation:
- Dokumentieren Sie KI-Experimente. Was funktioniert? Was nicht? Warum?
- Investieren Sie in maschinenlesbare Datenstrukturen.
- Bleiben Sie wachsam für Entwicklungen in Ihrer Branche.
Reflexions-Prompt für Ihr Team
"Ich habe zu viel Chaos im Kopf. Hilf mir, meine Gedanken zu sortieren und sie dann in Kategorien einzuordnen. Sage mir außerdem, was am häufigsten vorkommt."
Nutzen Sie diesen Prompt mit der Diktierfunktion von ChatGPT am Handy. Lassen Sie Ihr Team einfach 3 Minuten lang alle Gedanken zum KI-Projekt "ausspucken", die KI sortiert dann das Chaos.
Häufige Fragen zu KI-Projekten
Warum scheitern KI-Projekte so oft? Die Hauptursache liegt nicht in der Technik, sondern in unklarer Haltung und fehlender Kultur für Veränderung. Teams wissen nicht, was sie eigentlich wollen – und KI verstärkt diese Unklarheit.
Wie identifiziere ich "den Elefanten im Raum"? Die drei Impulsfragen am Artikelanfang helfen dabei. Oft sind es unausgesprochene Ängste: "Werde ich ersetzt?" oder "Verstehe ich das überhaupt?"
Wann ist generative KI die falsche Wahl? Bei klaren, abgegrenzten Aufgaben wie Schachspielen, mathematischen Berechnungen oder Mustererkennung für spezifische Daten. Dann brauchen Sie spezialisierte Tools, nicht ChatGPT.
Wie starte ich eine KI-Transformation kulturell? Mit ehrlichen Gesprächen über Haltung, strukturierten Reflexionsfragen und kleinen Piloten. Nicht mit der neuesten Software.
Welche Rolle spielt die EU-KI-Verordnung? Der AI-Act bringt 2025 Schulungspflichten. Viel wichtiger als Compliance: KI-kompetente Teams reduzieren Ihr Haftungsrisiko erheblich.
Praxistipps: Kleine Tools, große Wirkung
Google KI lokal am Handy Google hat deutlich aufgeholt. Sie können sich KI-Modelle aufs Android-Handy herunterladen und lokal verwenden – AI Chat, Prompt Lab oder Ask Image. Hier finden Sie alle Details. Hier können Sie das genauer nachlesen.
Text von Wasserzeichen befreien ChatGPT fügt mittlerweile unsichtbare Zeichen in generierte Texte ein. Falls Sie einen Text davon bereinigen möchten, habe ich dieses Tool für Sie gebaut. Ist das unmoralisch? Ich weiß es nicht.
Fazit: Haltung ist skalierbarer als Technik
Erfolgreiche KI-Projekte beginnen im Kopf, nicht im Computer. Teams mit der richtigen Haltung finden ihren Weg auch mit mittelmäßigen Tools. Teams ohne Klarheit scheitern selbst mit der besten Technologie.
Mein Rat ist, investieren Sie zuerst in Gespräche, dann in Software. Investieren Sie zuerst in Haltung, dann in Hardware.
Die KI-Transformation wartet nicht auf uns. Aber sie gelingt mit der richtigen Einstellung dazu.
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